Intuitives malen ist die Kunst, sich selbst zu begegnen

Meine Bilder sind Emotionen, die einen Ausdruck gefunden haben. Mal wild, laut und voller Kontraste, mal leise, zart und beinahe durchsichtig. Sie entstehen Schicht für Schicht – wie ein gelebtes Leben. Da sind Erinnerungen, übermalt, verändert, sichtbar und verborgen zugleich. Die Farben erzählen echte Geschichten, die man nicht kennen muss, um sie zu spüren. Wie ein Lied, das unter die Haut geht, auch wenn man den Text nicht versteht.

 

Vielleicht war es genau diese Sehnsucht nach dem Echten, nach Tiefe, nach Spürbarem, die mich 2015 loslassen liess. Nicht aus einem Mangel heraus – sondern weil ich meinen inneren Ruf hörte. Ich verabschiedete mich von Wohnung, Besitz sowie sicherem Gehalt. Und tauschte bei einem Garage Sale Dinge gegen Leichtigkeit. Seitdem lebe ich mit meinem Mann auf 28 Quadratmetern. Ein kleiner Raum, liebevoll gestaltet mit Kleinigkeiten, die eine Geschichte in sich tragen. Dieser Raum schenkt mir Klarheit und Weite für mein Wirken.

 

Eine Weite, die ich als Künstlerin, Reisende, Suchende auslebe, voller Kontraste – auf der Leinwand und im Leben. Deshalb verbringe ich meine Winter in Spanien. Das Licht dort ist anders, die Stimmen lebendiger, das Tempo weicher. Es bringt Bewegung in mein Inneres. Und manchmal auch Zweifel. «Darf ich das einfach? Anders leben?» Die Angst ist laut. Aber die mutige Neugier ist hartnäckiger.

 

Wenn ich male, höre ich diese Stimmen am klarsten. Dann werden aus Fragen Farbe, aus Unruhe Rhythmus. Und aus innerem Ringen ein Bild, das von Vertrauen erzählt. Insofern ist meine Kunst mein Echo. Sie spricht eine Sprache, die tiefer reicht als Worte. Ich glaube, dass Farbe etwas freilegt, was wir längst wussten – aber vergessen haben.

 


Was andere über mich sagen? Dass ich Räume öffne. Dass mein Blick weich macht. Dass ich Mut ausstrahle, auch wenn ich ihn selbst manchmal noch suche. Und manchmal, ja manchmal sagen sie: «Irene merkt gar nicht, wie viel Licht sie ausstrahlt.»

Ein Licht, das wohl in einem besonderen Moment angeknipst wurde. Ich besuchte einen Kurs für intuitives Malen in den USA, bei der Künstlerin Flora Bowley. Diese Frau geht mit offenen Augen und grossem Herz durchs Leben. Ich fragte sie am Ende des Kurses, ob sie auch Teacher Trainings anbietet. Sie sah mich an, klar und voller Vertrauen. Ihr Antwort war schlicht und doch so lebensverändernd für mich: «Irene, what are you waiting for?»

Wenn du also spürst, dass etwas in dir leise mitschwingt – ein Wunsch, eine Ahnung, ein Impuls – dann frag ich dich wie damals Flora Bowley mich: What are you waiting for?

 


Irene Bittner  /   Tel. +41 79 513 42 03   /   Mail: info@irenebittner.ch   /   www.irenebittner.ch